Haft im Zentralministerium

Der Raum, in dem Mathilde eingesperrt war, hatte ein kleines Fenster in der Tür, durch das sie das aufgeregte Treiben der Volkssturm-Männer und Mitarbeiter der Gauleitung beobachten konnte. Die verbissene Geschäftigkeit, mit der alle noch verfügbaren Hebel in Bewegung gesetzt wurden, um die Aufständischen zum Schweigen zu bringen, ließ sie erschaudern.

Aus einem in der Nähe stehenden Volksempfänger hörte sie dann auf einmal Reden des Gauleiters und dann des Münchner Oberbürgermeisters Karl Fiehler. Jetzt war sie endgültig entmutigt. mikrophonDann war plötzlich wieder der FAB-Sender mit den Zehn-Punkten zu hören. Ab 11:00 Uhr aber kamen nur noch Meldungen seitens der NS-Machthaber. Mathilde schossen die Tränen in die Augen, sie war völlig erschöpft, versuchte sich aber trotzdem auf den Beinen zu halten, um zu sehen, was vor ihrer Zellentür passierte.

In einem stattlichen Offizier, der am Gang vorbeigeführt wurde, erkannte sie Günther Caracciola-Delbrück wieder. Er war der Adjutant des Reichsstatthalters Epp, der kurz zuvor vorbeigegangen war. Kein gutes Zeichen, da er doch den Waffenstillstand mit den Alliierten verhandeln hätte sollen. Wieder rumpelte es und einige Volkssturm-Männer schubsten einen Mann mit einem grauen Kittel den Gang entlang. Später sollte Mathilde erfahren, dass es Johann Scharrer aus der Rathausinspektion war. Er war von Christian Weber angezeigt worden, weil er den FAB-Leuten verraten hätte, wo sie ihn finden.