Als Mathilde am Freitag, den 27. April 1945 für die spätere Schicht nachmittags zur Arbeit kam, lag eine ziemliche Unruhe in der Luft. Daheim hatte sie nochmal den Hagedorn-Sender gehört. Er sprach die ganze Zeit davon, dass nun der richtige Zeitpunkt zum Losschlagen gekommen sei. Durchnässt und frierend war sie dann schließlich in der Kaserne in der Saarstraße beim Flugplatz im Oberwiesenfeld eingetroffen. Auf dem Weg hatte sie militärische Einheiten Richtung Norden marschieren sehen, sie schienen sich für eine Verteidigung Münchens bereit zu machen.
Ab 22:00 Uhr abends herrschte geschäftiges Treiben unter den Dolmetschern. Sie machten sich anscheinend marschbereit. Doch dann verkündete Rupprecht Gerngross, was geplant war: Die nationalsozialistische Staats- und Militärmacht sollte abgesetzt werden. Ein Regierungsausschuss sollte nach einem Waffenstillstand mit den Alliierten die Geschicke Bayerns lenken. Und damit sich möglichst viele Menschen an der Aktion beteiligen, sollten Flugblätter und eine Zeitung gedruckt werden. Große Hoffnung setzten sie dabei in Rundfunkaufrufe, weshalb sie zwei Sender besetzen wollten. Verschiedene Gruppen aus der Kompanie, aber auch aus anderen militärischen Einheiten übernahmen dabei bestimmte Aufgaben. Mathilde stand verloren herum. Sie sollte in der Kaserne bleiben, ebenso wie ein Reservezug unter der Leitung von Maximilian Roth.